Ist Asterix rassistisch?

[WeissNix]

An dieser Stelle sei nochmal an das Zitat aus 1997 eines der bekanntesten Philologen erinnert, das ich bereits schon einmal auf der ersten Seite dieses Threads wiedergegeben hatte:

„Man denke nur an an das Phänomen der political correctness in Amerika. Sie ist entstanden, um die Toleranz und die Anerkennung aller religiösen, ethnischen und sexuellen Unterschiede zu fördern, aber sie entwickelt sich immer mehr zu einem neuen Fundamentalismus, der in fast ritueller Weise die Alltagssprache durchdringt und sich zum Schaden des Geistes an den Buchstaben klammert. Inzwischen darf man einen Blinden notfalls auch diskriminieren, solange man nur das Feingefühl hat, ihn einen „Nichtsehenden„ zu nennen, und vor allem darf man diejenigen diskriminieren, die sich nicht an die Regeln der political correctness halten.“

EDIT:
(hier noch die Quelle, soviel Zeit muss sein: Umberto Eco, "Intoleranz" in: Der ewige Faschismus, Hanser 2020 - Seite 54f)

1997 betraf die pc noch nur die gegenwärtige Sprache. Heute will sie offensichtlich mindestens zurück bis zur babylonischen Sprachverwirrung rückwirkend alles ändern, was jemals geschrieben wurde, wenn es nicht dem aktuellen Moralkodex entspricht.

[asdert]

Latürnich stehenlassen... denn wie würde es denn wohl klingen, wenn man das alte Lied von Vico Torriani auf "Du schwarzer Sinti oder Roma" umtexten würde?

"Schwarzer" geht janunmalsowasvongar nicht. Wenn schon, dann "Du dunkelhaariger Sinto oder Rom, komm spiel mir was vor". Aber dann denke ich nicht an Ziegen, sondern an Esel.

Etwas ernster: Ja, Vico Torriani hat das Lied 1953 veröffentlicht. Der Text ist wesentlich älter als die Platte von Vico Torriani. Der Autor, Fritz Löhner-Beda, wurde in Auschwitz umgebracht. In seinem Liedtext wird das Wort "Zigeuner" nicht abwertend verwendet. Dagegen haben die Leute, die für Löhner-Bredas Tod verantwortlich sind, Wörter wie "Zigeuner" und "Jude" abwertend verwendet, dahinter stand die Überzeugung, dass bestimmte Menschengruppen weniger wert sind als andere und deshalb Sklaverei und Tod verdient haben. Aber nicht die Wörter sind übel, sondern die Überzeugung dahinter. Die muss man bekämpfen, nicht die Wörter. Üble Überzeugung wird sich neue Wörter suchen und die auch übel machen.

[WeissNix]

"Schwarzer" geht janunmalsowasvongar nicht. Wenn schon, dann "Du dunkelhaariger Sinto oder Rom...

"Schwarzhaarig" ginge aber schon, oder? Da muss man nicht auf "dunkelhaarig" ausweichen...

Aber nicht die Wörter sind übel, sondern die Überzeugung dahinter. Die muss man bekämpfen, nicht die Wörter.

Genau das ist ja die Essenz meines obigen Eco-Zitats.

Auch irgendwie lustig, was sich gerade um die ehemalige Berliner Mohrenstrasse abspielt... die vermeintlich politisch korrekte Umbenennung könnte laut einem Historiker sogar gesetzwidrig sein

[Arnd]

GPT sagt, dass es stimmt, dass Herr Amo selber in seinen Schriften das Wort "Mohr" verwendete.

[Denknix]

passend zu diesem Thema auch ein Interview mit Comic Experte Frieder Maier, warum Asterix aus seiner Sicht nicht mehr zeitgemäß sei:

https://www.esslinger-zeitung.de/inhalt ... b96be.html

[bdhk]

"Männer und Frauen würden stoisch die ihnen einmal zugewiesenen Rollen ausüben, Zuwanderung und Migration fänden nicht statt, neue Bewohner hätten kaum eine Chance auf Aufnahme in die Dorfclique." (Hervorhebung meinerseits)

Das ist nicht nachvollziehbar. Der Umgang einer Gesellschaft mit Veränderungsdruck von außen durch Globalisierung ist vielmehr Kernmotiv der gesamten Reihe. Zum Thema Migration und Assimilierung lohnt ein Blick in Trabantenstadt.

Die Vorwürfe sind wenig substantiiert, wohlfeil und sind auch alle nicht aktuell. Es bringt doch nichts, sich an Babas roten Lippen und dem Frauenbild heute noch abzuarbeiten, wenn die grafischen Stereotype entschärft wurden und es schon zwei bis drei "Frauen-Alben" gab. Zumal sind aktuelle Alben einfach anders als solche aus der Anfangszeit. Auch Asterix unterliegt einem Zeitgeist, das merkt man aktuell sehr stark. (Bin insofern gespannt auf Lusitanien.)

[WeissNix]

...ein Interview mit Comic Experte Frieder Maier...

Sehr an Comics interessiert ist mir ein Frieder Maier als unabhängiger "Comic-Experte" noch niemals begegnet... lediglich als ein Comic-Händler mit eigenem ökonomischem Interesse.
Aber heute darf jeder als sogenannter "Experte" seinen Senf zu allem und jedem geben, wenn es nur der genehmen Meinung bestimmter Kreise entspricht - völlig ungeachtet eben solcher eigenen Interessen.

[idemix]

Wenn die Ideen des sog. Comix-Experten umgesetzt würden, gäbe es wohl eine Revolte von Seiten der Stammleser. Ich beschränke mich auf ein Beispiel:

„Warum muss Idefix immer gleich aussehen? Er könnte sich doch auch einmal verändern“

Stellt euch vor, Idefix würde in einem Album zum Labrador oder zum Schäferhund... absurd sowas überhaupt vorzuschlagen, welchen Mehrwert sollte so was bitte bringen?

[WeissNix]

Klar, jemand der an "Sammlern" erst dann richtig Geld verdient, wenn es um kleine rare Auflagen geht, dem muss eine Serie mit der Startauflage von 1,7 Milliopnen Exemplaren beim neuen Band latürnich stinken wie ein nicht frischer Fisch. Und erst, wenn die Startauflage wieder in einem vierstelligen Bereich angekommen ist, weil man die Serie und Figuren so verändert hat, dass sie keiner wiedererkennt und liest geschweige denn kauft, dann ist so ein Händler glücklich.

[Comedix]

Veränderung der Veränderung willen ergibt in der Tat keinen Sinn. Es ist der Zeitgeist, der dazu führt, dass alles verändert werden SOLL und mutmaßlich auch MUSS. Veränderungen sind grundsätzlich etwas Positives und ich halte nichts für hinderlicher, als in alten Ansichten und Verhaltensweisen zu verharren und nie zu reflektieren. Es spricht jedoch nichts dagegen, Bewährtes zu bewahren und mit neuen Erkenntnissen zu ergänzen.

Und genau das passiert in "Asterix in Lusitanien". Vor allem Baba erfährt eine wesentliche Änderung, die ich hier an dieser Stelle noch nicht spoilern will. Und ich kann mir sehr gut vorstellen, dass sich das nächste Dorfabenteuer möglicherweise der Frauenrolle annimmt. Dafür bietet sich ein Dorfabenteuer geradezu an.

O tempora, o mores! Die Zeiten ändern sich und daran ist nichts Schlechtes.

[Caius_P]

passend zu diesem Thema auch ein Interview mit Comic Experte Frieder Maier, warum Asterix aus seiner Sicht nicht mehr zeitgemäß sei:

https://www.esslinger-zeitung.de/inhalt ... b96be.html

Diese Meinung darf Herr Maier, wenn er möchte, gerne behalten - ich brauche sie jedenfalls nicht.

[WeissNix]

passend zu diesem Thema auch ein Interview mit Comic Experte Frieder Maier, warum Asterix aus seiner Sicht nicht mehr zeitgemäß sei:

https://www.esslinger-zeitung.de/inhalt ... b96be.html

Diese Meinung darf Herr Maier, wenn er möchte, gerne behalten - ich brauche sie jedenfalls nicht.

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